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Gedenken an den Massenmord in Dresden – Grundsteine nationaler Erinnerungskultur

Seitdem ich in JN wie NPD politisch etwas zu „melden“ hatte, gehörte das Thema „Dresden“ zum festen Terminkalender im Monat Februar. Als ich nach dem Fall der Mauer und dem Untergang der Mauermörder-Diktatur auf deutschem Boden 1991 zum Vorsitzenden der NPD gewählt worden war, fand bereits 1992 eine kleine Verteilaktion mit etwas mehr als einem Dutzend Teilnehmern aus meinem Kreisverband Heidelberg / Rhein Neckar auf dem Dresdner Altmarkt statt. Im Herbst zuvor hatte ich im Rahmen einer Sachsen-Rundreise auf dem Rathaus in Dresden als NPD-Vorsitzender vorgesprochen, um Unterlagen zur Bombardierung nachgesucht und angefragt, ob es seitens der Verwaltung wegen einer Gedenkveranstaltung auf dem Altmarkt Bedenken gäbe. Man war erstens mehr als überrascht und sah zweitens keinerlei Bedenken. Die Aktion wurde von den Dresdnern freundlich aufgenommen. Es kam zu keinen Zwischenfällen, auch nicht zu Anpöbeleien, sieht man von dümmlichen Sprüchen einiger westdeutscher Besucher ab.

Im Jahr darauf fand dann mit nicht ganz 100 Teilnehmern, darunter fast die Hälfte aus Sachsen, eine Gedenkveranstaltung am Trümmerrand der Frauenkirche statt. Auch diese Veranstaltung verlief ohne Gegendemo oder Störungen. Im Jahr darauf waren es bereits noch mehr Teilnehmer.

1995 kam die englische Königin zu Besuch. Dieses Mal plante ich am Samstag vor dem königlichen Besuch am 13. Februar, einem Montag, eine Sternfahrt durch die Dresdner Innenstadt und eine groß angelegte Verteilaktion im Zentrum. Wie die Jahre zuvor wurde das über die NPD-Pressestelle angekündigt zusammen mit einem „Offenen Brief“, den ich an Elisabeth II. schrieb, der unter anderem auch den Hinweis enthielt, sie möchte neben Krokodilstränen auch einen großen Scheck mitbringen. Auf der Fahrt im plakatierten Wagen nach Dresden türkte das System kurz vor der Ausfahrt Dresden-Altstadt einen Unfall auf der Autobahn. Ich wurde aus meinem Wagen heraus verhaftet mit der Begründung „Versuchte Teilnahme an einer verbotenen Veranstaltung“. Die Behörden hatten sowohl die Sternfahrt als auch die Verteilaktion untersagt, angeblich aus Sicherheitsgründen. Ich wurde in der „Grünen Minna“ in das Polizeipräsidium gebracht, stundenlang verhört und am Abend in das Gefängnis eingeliefert. Mein PKW wurde beschlagnahmt, die jugendlichen Mitfahrer wurden nach einigen Stunden Freiheitsberaubung entlassen und mussten mit der Bahn nach Hause fahren.

Ich selbst wurde dem Amtsgericht Dresden zugeführt, wo eine junge Richterin, eine Anfängerin, mit ihrem schwäbischen Ausbilder wegen möglicher Gefährdung des Besuchs der Königin „Schutzhaft“ gegen mich verhängte. So kam ich noch am Samstagabend in Haft, wo ich von dort Einsitzenden mit „Willkommen im Loch“ begrüßt wurde. Ich wurde indes sehr gut versorgt und auch seelsorgerisch betreut. Am Montagabend gegen 18 Uhr, nach der Abreise der Königin, wurde ich zur Politpolizei gebracht. Dort wurde mir eröffnet, ich könne jetzt die Heimreise antreten, müßte jedoch Dresden bis spätestens Mitternacht verlassen haben. Andernfalls werde man mich erneut in Haft nehmen. Gegen 19.30 Uhr hatte ich meinen Wagen wieder, fuhr zum Altmarkt und verteilte unter den Augen der Beamten meine Dresden-Flugblätter. Danach fuhr ich gen Westen und wurde bis in den Raum Frankfurt von zwei Polizeiautos begleitet. Zuerst von Sachsen, dann von Thüringern und zum Schluß von Hessen.

1996 hatte ich wieder eine größere Aktion in Dresden geplant. Doch dazu kam es wegen meiner Verhaftung Ende Oktober 1995 auf dem Frankfurter Flughafen, sowie meiner Absetzung als Parteivorsitzender 1996 – durch innerparteiliche Ränke einiger Funktionsträger – nicht mehr. Im März 1996 wurde Udo Voigt mit den „Delegierten kraft Amtes“ mit nur 6 Stimmen mehr zum neuen Vorsitzenden gewählt. Den neuen Vorgaben innerhalb der NPD fiel dann auch „Dresden“ zum Opfer, da dies Ausdruck „rückwärtsgewandter Politik“ sei. Meiner Erinnerung nach, war es dann die JLO, die gemeinsam mit Dresdner Kameraden die Gedenk-Aktivitäten wieder aufleben ließ. Nachdem ich 2009 zum ersten Mal wieder dabei war, reiste ich auch 2010 gemeinsam mit Kameraden aus meinem heimatlichen Umfeld nach Dresden. Wir hatten Glück, daß wir nur eine zerrissene Fahne zu beklagen hatten. Ich würde mich freuen, wenn die Veranstalter aus den Erfahrungen von 2010 die entsprechenden Lehren gezogen haben und es zukünftig wieder gelingt, ein würdiges Gedenken in Dresden durchzuführen – allen Unterdrückungsversuchen zum Trotz. Bei diesem Vorhaben wünsche ich viel Glück und auch entsprechendes Stehvermögen.

Günter Deckert

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