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Aus der Trauer zur Kraft – Dresden-Gedenken 2016

Zuletzt aktualisiert am 12. November 2019

Seit nunmehr 10 Jahren engagiert sich das Dresdner Aktionsbündnis für ein ehrendes Gedenken an die zivilen Luftkriegstoten der Stadt. Mit dem erklärten Ziel, entgegen dem Zeitgeist des ewigen Schuldkultes eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem alliierten Bombenkrieg im Allgemeinen und der Zerstörung Dresdens im Besonderen anzuregen, traten im Jahr 2007 Menschen unterschiedlichen Alters und politischer Herkunft erstmals mit einer Aktionswoche an. Nicht nur juristische und finanzielle Spielräume wurden dabei in den vergangenen Jahren bis an ihre Grenzen ausgelotet. Nun stellt das Aktionsbündnis seine Arbeit ein.

Es ist ein ruhiger Abend im Dresdner Osten, blickt man auf die vergangenen Jahre zurück. Gut 700 Teilnehmer haben sich in der Wilhelm-Liebknecht-Straße, im Stadtteil Dobritz, zum diesjährigen Dresden-Gedenken versammelt. Unter ihnen abermals Gäste aus Griechenland, der Tschechischen Republik, der Slowakei, Ungarn, der Schweiz und Polen. Kurz nach 19:00 Uhr setzt sich der Gedenkmarsch in Viererreihe, unter Fackelschein und begleitet von klassischer Musik in Bewegung. Eben so, wie es seit vielen Jahren in Dresden gute Tradition ist. Die Strecke durch ein großes Wohnviertel, wo Anwohner den vorbeiziehenden Menschen zuwinken und applaudieren, sich sogar selbst in den Trauerzug einreihen, führt zu einem Gedenkstein in Dresden-Nickern, den zeitgleich eine kleine Gruppe mit einer angemeldeten Mahnwache für den ankommenden Demonstrationszug besetzt hält. Die Sandsteinstele mit ihrem klaren Bekenntnis zur mahnenden Erinnerung der „Opfer des anglo-amerikanischen Bombenterrors“ noch deutlicher als bisher in den Gedenkmarsch mit einzubinden, ist eine klare und selbstbewusste Entscheidung der Organisatoren.

Naturgemäß anders sieht dies LINKEN-Politiker und (Noch)Sprecher des Bündnis Dresden-Nazifrei, Silvio Lang, der dahinter einen vermeintlichen Sieg des linken Straßenterrors vergangener Jahre erkennen will. Kein Wunder. Dem durch fortgesetzte Niederlagen enttäuschten Publikum muss dringend ein Erfolg verkauft werden, sei er auch noch so fadenscheinig. Denn bereits nach wenigen hundert Metern endet an diesem 12. Februar der Versuch, auf die Demonstrationsstrecke zu gelangen um diese zu blockieren. Selbst der vermeintlich lautstarke Protest verhallt nahezu ungehört an den Schallschutzwänden der großen Hauptverkehrsader, auf welcher die Deutschlandhasser im Polizeikessel ausharren müssen. Ruhig und ungehindert schiebt sich währenddessen der lange Gedenkmarsch Schritt um Schritt entlang der Fritz-Meinhardt-Straße und biegt wenig später auf den Platz am Denkmal ein, wo Aufstellung zur Totenehrung genommen wird. Neben dem Vogtländer Tony Gentsch sowie Organisator und Anmelder Maik Müller aus Dresden, weisen auch Vertreter aus der Tschechischen Republik, Ungarn und Polen auf die Kontinuität des alliierten Bombenterrors bis in heutige Tage hin und verleihen ihrer Solidarität im Gedenken der zivilen Luftkriegstoten von Dresden Ausdruck. Besonders die Grußworte aus Polen dürfen hier als beeindruckendes Novum gelten und als erster nicht zu unterschätzender Schritt zum Aufbau neuer, vor allem aber ernsthafter, Kontakte zum östlichen Nachbarn in gegenseitigem Respekt unserer Traditionen und Kultur! Schon erklingt die Nationalhymne in allen drei Strophen und verhallt alsbald im Dunkel der heraufziehenden Nacht. Das diesjährige Dresden-Gedenken, ein voller Erfolg!

Bereits die ganze Woche über hatten Menschen in Dresden und weit darüber hinaus im Rahmen der Aktionswoche 13. Februar vielfältige Veranstaltungen organisiert um, ganz im Sinne der Initiatoren, eine Auseinandersetzung mit den verheerenden Bombardements anzuregen. Ob gemeinsame Themenabende, Riesenbanner beim Europatag der Pegida sowie am Rathaus, Gedenken an der Trümmerfrau, Plakate, ein Informationsstand in der Innenstadt, groß angelegte Flugblattverteilungen oder die offizielle Vorstellung der DVD „Verbotene Fakten“ vom Besuch David Irvings am 14. Februar 2015 – das Aktionsbündnis und das von ihm getragene Gedenken an Dresdens Luftkriegstote war auch in diesem Jahr wieder täglich präsent. Und auch am 13. Februar selbst waren Aktivisten und Unterstützer des Bündnisses in Dresden unterwegs, ließen Luftballons steigen, entzündeten Kerzen, legten Blumen nieder, stellten Schilder und Holzkreuze an exponierten Orten in der Stadt auf. All zu deutlich zeigt sich hier noch einmal die Verlogenheit eines Silvio Lang, der junge Menschen schamlos für die menschenverachtende Propaganda der Deutschlandhasser zu instrumentalisieren versucht. Seine Behauptung, man hätte die „Nazis“ aus der Dresdner Innenstadt vertrieben, bleibt eine bloße, von reinem Wunschdenken getriebene Phantasterei.

Doch wie geht es weiter? Die Leistung des Aktionsbündnisses aus Dresden in den vergangenen 10 Jahren ist unbestritten. Zeitzeugen wurden befragt und ihre Erinnerungen für nachfolgende Generationen dokumentiert, Schriften wie die Broschüre „DRESDEN – Der Menschlichkeit entgegen“ oder die Erzählung „Die ermordete Stadt“ herausgegeben. Schließlich, zum 70. Jahrestag der Bombardierung Dresdens, folgte die Einladung des bekannten britischen Historikers David Irving. 25 Jahre nach seinem letzten offiziellen Besuch in der Elbestadt. Auch dieser Vortrag ist nun auf einer DVD mit dem Titel „Verbotene Fakten“ erschienen. Nicht zu vergessen das Flugzeug, das am 13. Februar desselben Jahres über Dresden mit einem Spruchband unmissverständlich klar machte: WIR sind es, die der Toten von Dresden aufrecht und ehrenhaft gedenken! Doch nach dem Februar war und ist für die Dresdner Aktivisten bekanntlich auch immer vor dem Februar. Und so bereitet man sich in der Landeshauptstadt derzeit nicht nur auf einen für Mitte März angesetzten Gerichtstermin über Repressionen und gewalttätige Ausschreitungen vergangener Jahre vor, sondern wehrt sich auch gegen aktuelle Versuche die aufopferungsvolle Arbeit mittels hoher Geldbußen zu kriminalisieren. Gleichzeitig wird alles dafür getan, auch zukünftig eine angemessene Form des Gedenkens in Dresden aufrecht zu erhalten, wie der Sprecher des Aktionsbündnisses, der bekannte langjährige Aktivist Maik Müller, verrät:

„Zu einer verantwortungsbewussten und erfolgreichen Arbeit gehört immer auch die nötige Portion Realismus. Nach zehn Jahren schwieriger, in der Summe jedoch sehr erfolgreicher Arbeit müssen wir akzeptieren, dass die Organisationsstruktur verbraucht ist. Etwa durch Wegzug oder Schwerpunktverlagerung mehrerer für das Projekt unentbehrlicher Personen. Hinzu kommt ein gegen uns anhängiges Bußgeldverfahren der Landesmedienanstalt Sachsen in Höhe von sage und schreibe 500.000 Euro. Der Vorwurf: jugendgefährdende, weil einseitige Darstellung der Geschichte. Auch hier gilt es klar abzuwägen, welchen Nutzen es hätte, die direkt betroffenen Personen sprichwörtlich ins offene Messer laufen zu lassen. Die Einstellung der Arbeit unseres Aktionsbündnisses gegen das Vergessen markiert also keineswegs das Ende eines aufrechten Gedenkens in Dresden, sondern ist lediglich der Zeitpunkt, ein unbrauchbar gewordenes Instrument gegen ein neues, scharfes zu ersetzen. Der diesjährige, äußerst erfolgreiche Gedenkmarsch am 12. Februar bildete dafür einen denkbar geeigneten Rahmen.“

Selbst schuld also, wer den dreisten Lügen der Deutschlandhasser um Silvio Lang eine größere Gewichtung beimisst als den Erfolgen der Gemeinschaft standhafter Frauen und Männer aus Dresden. Fest steht: es werden auch weiterhin tapfere Menschen dafür Sorge tragen, dass den ungezählten toten Frauen, Kindern, Männern und Flüchtlingen unter dem alliierten Bombenhagel ein angemessenes und ehrendes Gedenken zuteil wird. Dies gilt es, neben allem gebotenen Einsatz in den Stürmen unserer Zeit, auch weiterhin tatkräftig zu unterstützen!

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