Schon zu DDR-Zeiten entwickelte sich in Dresden eine eigene Kultur des Gedenkens an die Zerstörung unserer Heimatstadt und den tausendfachen Feuermord an Kindern, Frauen, Männern, Greisen und unzähligen Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten. Fernab von staatlich bestimmten Vorgaben, trafen sich in den Abendstunden Dresdner, um mit Kerzen an den Trümmern der Frauenkirche in Stille zu gedenken. Auch in den Tageszeitungen der staatlich gelenkten DDR-Systempresse sprach man von angloamerikanischen Terrorangriffen gegen die Kulturstadt Dresden und ihre Bevölkerung. Nach dem Zusammenbruch des DDR-Systems 1989, fand erstmals am 13. Februar 1990 eine größere Veranstaltung der Stadt Dresden im Kulturpalast statt. Hierbei trat der englische Historiker und Schriftsteller David Irving vor 500 Zuhörern auf und stellte den „Untergang Dresdens“ mit Hilfe englischen Archivmaterials dar. In der veröffentlichten Meinung von Presse, Rundfunk und Fernsehen fand das Thema über die Zerstörung der Stadt Dresden größtenteils nur regional statt. Erst zum Gedenken an den 50. Jahrestag im Jahre 1995 fand das Thema auch eine überregionale Bedeutung. Hierbei setzte aber nach und nach immer mehr der Schuldkomplex der verordneten Medien ein, dass die Zerstörung Dresdens als Rechtfertigung für Kriegsziele herhalten musste. Aus diesem Grund entwickelte sich zunehmend eine innere Verpflichtung, um dieser veröffentlichten Stimmungsmache entgegen zu treten. Und so traf man sich erstmalig 1998 nicht nur mit Kerzen, sondern führte ein Transparent mit sich, auf welchem man kurz aber direkt hervorhob: „DAS WAR KEIN KRIEG – DAS WAR MORD“. In der Höhe des Fürstenzuges wurde aber sofort eine Gruppe von 60 Menschen von aufgerüsteten Polizeieinheiten eingekesselt und am Weitergehen gehindert. Nachdem das Transparent entrollt wurde, wurde dies sogleich entrissen und zwei junge Menschen wurden unter dem Einsatz des Schlagstockes in Gewahrsam genommen. Aus Protest gegen dieses gewaltsame Vorgehen des Staates wurde das Lied „Die Gedanken sind frei…“ angestimmt. An diesem Abend ist die Idee geboren, in Zukunft mit einem öffentlichen Trauermarsch auf den zehntausendfachen Mord vom 13. Februar 1945 in Dresden aufmerksam zu machen.
Und so fanden sich 1999 in den Abendstunden über 150 Teilnehmer ein, um an einer angemeldeten Veranstaltung der damals lautenden Organisation „Junge Landsmannschaft Ostpreussen“ (JLO) teilzunehmen. Der Trauerzug startete am Dresdner Hauptbahnhof, über die Prager Straße und endete direkt an den Trümmern der Frauenkirche. Mit Flugblättern wurde auf unser Anliegen aufmerksam gemacht, was von der Dresdner Bevölkerung positiv aufgenommen wurde. Die Idee, die ein Jahr zuvor unter den Eindrücken des Schlagstockes von Polizeieinheiten des Systems geboren wurde, hatte Gestalt angenommen und sollte sich in den künftigen Jahren zu einem festen Termin über die Grenzen von Dresden
etablieren.
Ronny Thomas
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