Ruth Löwe, Jahrgang 1921, am 13. Februar 1945 24 Jahre alt, erlebte die Angriffe in Dresden-Mockritz.
Ich war damals 24 Jahre alt und wohnte in Dresden-Mockritz nahe der Südhöhe. Unsere Unterkunft während der Bombenangriffe war die 70.Oberschule an der Ecke Münzmeisterstraße. Dort sind wir zum ersten Angriff hingeflüchtet. Die Schwägerin, meine Schwiegermutter, meine Mutter und ich sind in die Schule gegangen, um uns beim Angriff zu schützen. Die Fenster waren mit großen Holzverschlägen, starken Holzbrettern, verkleidet. Als die Bomben fielen wurden diese großen Teile durch den Luftdruck herausgedrückt und flogen umher. Wir spürten nur einen Luftzug und ein Krachen und sahen dann das Feuer. Nach dem ersten Angriff kehrten wir zu unserer Wohnung zurück. Von der Schule bis zu unsere Wohnung war es ein Fußweg von nur 3 Minuten. Plötzlich hieß es „zweiter Angriff“. Die Sirenen funktionierten jedoch bei uns auf der Südhöhe nicht mehr. Da uns die Schule nicht mehr sicher erschien, flüchteten wir nach Mockritz auf den Dorfplatz. Dort waren Bauerngüter. Der Fußweg dorthin beträgt von der Südhöhe aus keine 5 Minuten. In einem Gutshof waren schon mehrere Leute unter einer Treppe. Auch das erschien meiner Schwägerin und mir zu unsicher, weshalb wir ein Stück weiter hinaus gelaufen sind, etwa in Richtung Dippoldiswalde. Dort befanden sich Felder. Auf einem Hang, wo Bäume die angrenzenden Felder säumten, suchten wir Deckung. Da habe ich zum zweiten Angriff gelegen. Die Flugzeuge kamen ziemlich tief geflogen und ich habe selbst gesehen, dass sie irgend etwas brennend aus den Flugzeugen geworfen haben. Uns hat es aber zum Glück nicht getroffen.
Als wir dachten, dass einigermaßen Ruhe eingezogen war, sind wir wieder nach Hause gegangen. Da kamen die Menschen über die Südhöhe. Sie liefen in Hemden, in Schlafanzügen, vollkommen schwarz verschmiert und verdreckt und manchmal noch ihre letzten Habseeligkeiten in der Hand. So zogen sie dahin. Sie wollten über die Ausfallstraße nach Dippoldiswalde oder irgendwo anders hin. Wir haben große Töpfe in der Küche aufgestellt. Wir wohnten ja direkt an der Südhöhe. In den Töpfen haben wir heißes Wasser gemacht und in der Nacht noch etwas gekocht, denn der Menschenstrom nahm kein Ende. Es war grausam das anzusehen. Es waren Verletze dabei die da humpelten und Menschen mit zerfetzten Kleidern. Jedenfalls war es unvergesslich und man konnte Gott danken, dass wir einigermaßen glimpflich davongekommen sind. Bei uns auf dem Dachboden hatte eine Brandbombe eingeschlagen, die aber nicht gezündet hatte. Das sind meine Erinnerungen zu diesem Angriff.
Ruth Löwe
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